
von Annette Lein
Zu seinem 100-jährigen Jubiläums bekommt das Deutsche Museum ein ganz besonderes Geschenk: eine Playlist, kuratiert von der Zündfunk-Musikexpertin Alba Wilczek, die sich auf Spurensuche gemacht hat - quer durch das Museum, durch Zeitgeschichte, durch Räume voller Ideen, Instrumente, Erfindungen und Erinnerungen. Im Interview erzählt sie mehr über ihre Musikauswahl.
Alba Wilczek (AW): Ich habe mich durch die vielen Ausstellungen des Deutschen Museums leiten und dann inspirieren lassen von der Fülle an Themen, die dort herumschwebt. Auch Bereiche, die derzeit geschlossen sind, wie beispielsweise die Schifffahrt, habe ich als Inspiration dazugekommen. Seit vielen Jahren interessiere ich mich genre- und jahrzehnteübergreifend für Musik, mir ist also direkt einiges eingefallen.
AW: Ich war gar nicht so sehr überrascht, da die Fülle an Musik einfach irre ist - genauso wie die Fantasie vieler Musiker:innen. Klar war mir, dass Kraftwerk auf die Playlist für das 100-jährige Jubiläum vom Deutschen Museum kommen muss. Wie keine andere Band beschäftigen sie sich mit Themen wie Physik, Fortschritt oder Industriegesellschaft.
AW: Allgemein habe ich versucht, sowohl Titel auszuwählen, die man assoziativ mit dem Deutschen Museum und seinen Exponaten und Ausstellungsteilen verbinden kann („What a wonderful world“ von Sam Cooke, „Imagine" von John Lennon, „Everybody Wants To Rule The World“ von Tears for Fears) sowie Titel die wie die Faust aufs Auge bestimmte Themenbereiche oder Objekte verkörpern („Atom Heart Mother“ von Pink Floyd, „Schrödinger's Cat“ von Langston, „Sputnik“ vom Public Service Broadcasting). Ich hätte noch einen Haufen mehr drauf packen können. Aber meistens ist es am besten, wenn man aufhört, wenn es am schönsten ist.
„It's simple mathematics. Check it out! I revolve around science.“
AW: Diesen Titel habe ich sinnbildlich für die Industrialisierung und die Globalisierung gewählt. Alles kommt näher zusammen. Der Fortschritt breitet sich aus - all around the world.
AW: Oft wurden die Errungenschaften der Wissenschaft leider auch dazu genutzt, vielen Menschen das Leben zu nehmen. Es gibt immer auch eine dunkle Seite.
Dieser Track hat einen Rhythmus, der total an den Rhythmus der Eisenbahn erinnert.
Das Deutsche Museum ist ein Ort, das sich viel mit der (deutschen) Vergangenheit auseinandersetzt. Geschichte ist also „always“ im „mind“ des Deutschen Museums. So waren meine Gedanken hierzu.
Ich habe hier an den Zeppelin gedacht und an Heißluftballons - kurz, die Geschichte der Luftfahrt.
Dieser grandiose Song soll hier vertretend für die Seefahrt und die Sehnsucht stehen.
„Radioactivity. Discovered by Madame Curie. Radioactivity. Tune in to the melody.“
AW: Ich wünsche mir weiterhin eine so vorbildhafte und bemühte Aufarbeitung von Wissenschaft, Geschichte und Popkultur. Bleibt auch in Zukunft so am Nabel der Zeit und lasst euch nicht unterkriegen im Fake-News-Zeitalter!
AL: Danke, liebe Alba, für diese wunderbare Playlist und dass du Deine Ideen dazu mit uns teilst.
Bild: Bianca Taube
ist 29 Jahre alt, DJ und Musikjournalistin beim Bayerischen Rundfunk. Sie lebt seit drei Jahren in München, hat vorher sechs Jahre in Nürnberg gelebt, ist aber in Fürth aufgewachsen. Alba liebt Musik, Fahrradfahren und Playlisten erstellen.
Seit 1974 liefert der Zündfunk auf Bayern 2 eine Mischung aus alternativer Musik, Popkultur und gesellschaftskritischem Blick abseits des Mainstreams. Zu hören ist die Sendung täglich von 19:05 bis 20:00 Uhr - und natürlich jederzeit online.
Von Bach bis Trettmann. Von “Robot Rock” zu “The Less I Know the Better”.